Schnelle Gehirnentwicklung in den ersten drei Lebensjahren

Während der ersten Lebensjahre entwickelt sich eine Art Kartierungssystem. In dieser Zeit macht das Gehirn eine besonders schnelle Entwicklung durch. Eine Million neuronaler Verbindungen werden geknüpft, noch bevor ein Kind das dritte Lebensjahr erreicht.
Zunächst kommen alle Kinder als eigenständige Persönlichkeit zur Welt. Es dauert nicht lange und man kann bereits etwas über das Temperament des neuen Erdenbürgers aussagen. Eltern stellen sich meist viele Fragen: Wie kommt das Kind mit Veränderungen zurecht, zieht es sich bei Schwierigkeiten eher zurück oder beißt es sich durch? Wie wird die Weiterentwicklung des Babys verlaufen, wird es eine starke, stabile Persönlichkeit?

Das Temperament setzt sich aus drei Wesenszügen in jeweils unterschiedlichem Mischungsverhältnis zusammen: Gefühls-, Bewegungs- und Kontaktintensität. Es lässt in der Entwicklung erahnen, in welche Richtung die Persönlichkeit des Babys tendiert. Temperament ist aber nicht mit Persönlichkeit gleichzusetzen. Es sind fünf Wesenszüge, in die die Persönlichkeit unterteilt wird:

• Extrovertiertheit
• Gewissenhaftigkeit
• Neurotizismus
• Offenheit
• Verträglichkeit

Es gibt wohl keine Eltern, die sich nicht wünschen, dass ihre Kinder zu einer starken, ausgeglichenen Persönlichkeit heranwachsen. Sie durchlaufen verschiedene Entwicklungsphasen, die sich regelmäßig verändern.

1. Lebensjahr

Babys finden im ersten Lebensjahr heraus, ob sie der Welt trauen können oder nicht. Ideal ist es, wenn das Kind in dieser Zeit lernt, der oder den Bezugsperson/en zu vertrauen. Darüber hinaus sollte es lernen, auch in seinen eigenen Fähigkeiten Vertrauen zu haben.

2. Lebensjahr

Das Kind lernt seine Willenskraft und die Möglichkeit kennen, mit dem eigenen Willen zu beherrschen. Etwas verringert wird dies durch erste Gefühle wie Selbstzweifel und Scham. Die Persönlichkeit entwickelt sich im zweiten Lebensjahr sehr rasch. Hinzu kommen körperliche Fähigkeiten wie das Laufen, das für mehr Freiheit und Unabhängigkeit sorgt, und die Sprachentwicklung.

Auch die Schließmuskelbeherrschung beginnt, wodurch das Kind die Fähigkeit erfährt, etwas selbst kontrollieren zu können. Klappt es damit noch nicht so gut, sollte man von einer Schuldzuweisung absehen, denn sonst wird das Schamgefühl für erzieherische Zwecke missbraucht.

3. Lebensjahr

Es ist die Zeit, in der das Kind den Zwiespalt zwischen Initiative und Schamgefühl kennenlernt. Auf ein Ziel hin können Handlungen organisiert werden, oftmals – besonders Jungen – geht der Nachwuchs dabei mit mehr Entschlossenheit und Aggressivität als früher vor. Teilweise gerät er in Konflikt mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil, was eventuell zu Schuldgefühlen führt. Am Ende des dritten Lebensjahres findet eine Konzentration auf den Tatendrang statt, die Kinder müssen jedoch mit Unterlegenheitsgefühlen zurechtkommen.

Vorschulzeit

Kinder sind oftmals beschämt, wenn sie Regeln überschreiten, selbst, wenn dies nicht von den Eltern bemerkt wird. Wichtig ist auch hier wieder, das Schamgefühl nicht zu verstärken und für die Erziehung zu nutzen. Sonst besteht die Gefahr, dass sie glauben, sie selbst und ihre Bedürfnisse seien schlecht.

Grundschulzeit

In der Regel beginnen Kinder, an der Erwachsenenwelt teilzunehmen. Sie möchten gerne helfen, möchten etwas leisten und beschäftigen sich sinnvoll. Der Wunsch steckt dahinter, Kompetenz zu erlangen. Eltern sollten darauf achten, dass diese mit den Fähigkeiten des Kindes einhergehen. Wird häufig durch Überschätzung ein Ziel nicht erreicht, können Minderwertigkeitskomplexe entstehen. Entweder reagieren sie daraufhin übereifrig, um trotzdem Anerkennung zu erhalten oder sie verweigern aus Angst vor einem Scheitern Arbeit und/oder Leistung.

Grundlage für ein sicheres, gesundes Leben: starke Persönlichkeit

Starke Persönlichkeiten sind im weiteren Leben im Vorteil. Sie sind besser im Umgang mit Stress und ihrem Umfeld, kommen in ungewohnten Situationen leichter zurecht, gehen positiv auf Neues zu und schaffen es, leichter mit anderen Menschen zu interagieren. Von großer Wichtigkeit ist die Bindung zwischen Eltern und Nachwuchs während der ersten drei Lebensjahre. Fühlt sich das Kind in diesem Zeitraum akzeptiert, geliebt und gut aufgehoben, gestaltet sich das Leben – laut sogenannten Bindungsforschern – leichter. In der Regel verfügt es über eine gute Sprachentwicklung, kann sich besser konzentrieren und in andere Menschen hineinversetzen. Dadurch werden Kinder insgesamt in ihren Beziehungen glücklichere Menschen.

Der Nachwuchs, der in einer starken Bindung aufwachsen konnte, ist außerdem gesünder, da es weniger Stressfaktoren gibt. Gemäß Forschungen ist die gute Qualität der früheren Bindung der Grundstein für ein sicheres, gesundes Leben.

Vorteile von Kindergärten

Der Besuch eines Kindergartens vor der Einschulung kann Vorteile für unsere Jüngsten haben. Sie lernen viele Dinge, die für ihr weiteres Leben von Bedeutung sind. Dazu gehören:

• Sozialverhalten
• Förderung der Personlichtkeitsentwicklung
• Lernen von- und miteinander
• gezielte Schulung und Entwicklung grundlegender Fähigkeiten

Zudem erkennen Fachkräfte leichter eventuelle Defizite in der Entwicklung. Weiterhin können Kinder gezielt im Bereich der jeweils individuellen Begabungen, Stärken und Schwächen gefördert werden.